Die Himmelsstämme (天干, Tiāngān) und Erdenzweige (地支, Dìzhī) sind grundlegende Konzepte der traditionellen chinesischen Philosophie, die sowohl in der Taoistischen als auch in der Buddhistischen Sichtweise tief verwurzelt sind. Sie bilden das Fundament für den chinesischen Kalender, die Astrologie, sowie viele andere esoterische und philosophische Disziplinen, wie auch das I Ging und die Feng Shui-Praktiken.

Die Himmelsstämme und Erdenzweige sind zwei miteinander verbundene Systeme, die die energetischen Zyklen und Wechselwirkungen zwischen den fünf Elementen (Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser) und den 12 Tieren des chinesischen Tierkreises darstellen. Im Taoismus und Buddhismus werden sie oft als Wege betrachtet, das Universum und die zyklische Natur der Welt zu verstehen. Es geht darum, die tiefere Weisheit des Kosmos zu erkennen und in Einklang mit diesen Zyklen zu leben.

Die Himmelsstämme (Tiāngān)

Es gibt insgesamt zehn Himmelsstämme, die jeweils mit einem der fünf Elemente und einem Yin- oder Yang-Prinzip verbunden sind. Jeder Himmelsstamm stellt eine bestimmte energetische Qualität dar, die in einem Zyklus von zehn Jahren oder zehn „Jahresstämmen“ aufeinander folgt. Sie symbolisieren die „himmlische“ Energie oder die energetische Richtung, die von oben (dem Universum oder der Quelle des Tao) auf die Erde einwirkt.

  1. Jia () – Holz, Yang
  2. Yi () – Holz, Yin
  3. Bing () – Feuer, Yang
  4. Ding () – Feuer, Yin
  5. Wu () – Erde, Yang
  6. Ji () – Erde, Yin
  7. Geng () – Metall, Yang
  8. Xin () – Metall, Yin
  9. Ren () – Wasser, Yang
  10. Gui () – Wasser, Yin

Die Himmelsstämme repräsentieren also die „aktiven“ Kräfte des Kosmos, die den Fluss der Energie, das Qi, lenken und in die verschiedenen Lebensprozesse der Menschen und Natur eingreifen. Sie beschreiben die Qualitäten der Zeit, in der ein Mensch lebt oder eine Handlung geschieht.

Taoistische Sicht:

Im Taoismus symbolisieren die Himmelsstämme das Qi, das durch den Kosmos strömt, und sind eng mit der Schöpfung und dem Fluss des Lebens verbunden. Sie helfen dabei, den kosmischen Zyklus zu verstehen und die richtige Harmonieim Leben herzustellen. Der Taoismus lehrt, im Einklang mit diesen natürlichen Rhythmen zu leben, indem man deren Energien weise nutzt und sich in den richtigen Momenten auf den Fluss des Lebens einstimmt. Der Wu-Stamm (Erde, Yang), zum Beispiel, könnte die energetische Grundlage für eine Zeit des Aufbaus und der Manifestation in einem Leben darstellen.

Buddhistische Sicht:

Im Buddhismus finden sich ähnliche Konzepte, die die Wechselwirkung von universellen und persönlichen Energien erklären. Während die Himmelsstämme nicht direkt mit buddhistischen Lehren in Verbindung stehen, ist die Vorstellung von Karma und der zyklischen Natur des Lebens (die durch den Samsara-Kreis dargestellt wird) kompatibel mit den Prinzipien der Himmelsstämme. Der Zyklus von Ursache und Wirkung (Karma) kann im Einklang mit den Himmelsstämmen als ein Prozess der Transformation verstanden werden. Die buddhistische Praxis der Achtsamkeit und des Loslassens kann dabei helfen, mit den energetischen Zyklen der Himmelsstämme in Harmonie zu leben und die eigenen illusionshaften Anhaftungen zu überwinden.

 

Die Erdenzweige (Dìzhī)

Es gibt insgesamt zwölf Erdenzweige, die mit den zwölf Tieren des chinesischen Tierkreises korrespondieren und auch eine tiefere Verbindung zu den 12 Monaten oder den zyklischen Phasen des Jahres aufweisen. Die Erdenzweige repräsentieren die „irdischen“ Aspekte der Natur, die in der Welt manifest werden und den Verlauf des Jahres beeinflussen.

  1. Zi () – Ratte
  2. Chou () – Ochse
  3. Yin () – Tiger
  4. Mao () – Hase
  5. Chen () – Drache
  6. Si () – Schlange
  7. Wu () – Pferd
  8. Wei () – Ziege
  9. Shen () – Affe
  10. You () – Hahn
  11. Xu () – Hund
  12. Hai () – Schwein

Die Erdenzweige stellen die irdischen Kräfte dar, die als konkrete Manifestationen der kosmischen Energien angesehen werden. Sie sind stark mit der Zirkularität der Zeit und den lebensphasen der Natur verbunden.

Taoistische Sicht:

Im Taoismus sind die Erdenzweige die Manifestationen der kosmischen Energien, die in die materielle Welt herabsteigen. Sie spiegeln die verschiedenen Aspekte der Natur wider, von der Ratte (die für Intelligenz und Anpassungsfähigkeit steht) bis zum Schwein (das für Frieden und Wohlstand symbolisiert). Die Erdenzweige sind damit direkt mit den Rhythmen des Lebens und der Erde verbunden und zeigen die Bewegungen von Yin und Yang im realen Leben.

Ein Taoist, der im Einklang mit den Erdenzweigen lebt, wird die Eigenschaften des jeweiligen Jahreszeichens (Tierkreiszeichens) zu nutzen wissen, um die Harmonie von Körper, Geist und Umwelt zu bewahren. Die Erdenzweige repräsentieren eine Lebensweise im Fluss mit den natürlichen Rhythmen von Geburt, Wachstum, Reife und Verfall.

Buddhistische Sicht:

Im Buddhismus steht der Erdenzweig eher für das irdische Leben und das Verständnis der Wechselhaftigkeit des Lebens. Die Tiere des chinesischen Tierkreises können metaphorisch auch die Lebensstadien oder verschiedene Konditionierungen im Samsara darstellen. Der Tiger, zum Beispiel, könnte mit der menschlichen Begierde und dem Streben nach Macht assoziiert werden, während der Hase mit der Flucht vor Leid in Verbindung gebracht werden könnte. Im buddhistischen Kontext ist es die Erkenntnis über die Vergänglichkeit dieser Erdenzweige (und damit der gesamten Existenz), die zu einem tieferen Verständnis von Wohlstand und Erleuchtung führen kann.

 

Wechselwirkungen der Himmelsstämme und Erdenzweige:

In der chinesischen Philosophie und Astrologie wird der Zyklus der 60 Jahre durch die Kombination der 10 Himmelsstämme und 12 Erdenzweige gebildet. Diese Zyklus-Kombinationen (die sogenannte Sixty-Year Cycle oder „60-Jahre-Zyklus“) manifestieren sich als spezifische Jahre und bringen jeweils einzigartige energetische Qualitäten und Einflüsse mit sich.

Taoistisch und buddhistisch betrachtet bedeutet dies, dass jeder Jahrgang (Himmelsstamm und Erdenzweig) bestimmte Karmische oder energetische Lektionen mit sich bringt, die der Praktizierende als Chance zur Selbstverwirklichung oder -erkenntnis nutzen kann.

Fazit:

  • Taoistische Sicht: Himmelsstämme und Erdenzweige repräsentieren die kosmischen und irdischen Energien, die den Fluss des Lebens steuern. Ein Gleichgewicht mit diesen Energien führt zu einem harmonischen Leben.
  • Buddhistische Sicht: Die Erdenzweige und Himmelsstämme bieten eine tiefere symbolische Weisheit und reflektieren den Zyklus von Geburt, Leben und Tod. Die Erkenntnis ihrer Vergänglichkeit führt zur Befreiungvon Anhaftungen und zur Erleuchtung.

Beide Systeme tragen dazu bei, ein tiefes Verständnis für die Natur des Universums und die zirkulären Prozesse des Lebens zu entwickeln.

Bazi (八字), auch bekannt als Vier-Säulen des Schicksals, ist ein zentraler Bestandteil der chinesischen Astrologie und wird häufig verwendet, um das Leben einer Person zu analysieren und zu verstehen. Der Begriff „Bazi“ bedeutet wörtlich „acht Zeichen“ und bezieht sich auf die acht Elemente, die durch die Kombination der Himmelsstämme (Tiāngān) und Erdenzweige (Dìzhī) gebildet werden. Diese acht Zeichen repräsentieren die energetischen Einflüsse, die das Leben eines Individuums beeinflussen, und geben Aufschluss über seine Persönlichkeit, seine Stärken und Schwächen, seine Karma-Lasten und mögliche Lebenswege.

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